Schlamm und Freundschaft! Von pilgrim 549

Mirjam Mooijman ist im Winter zusammen mit Annemie Herinx den Walk of Wisdom gegangen und hat den folgenden Bericht geschrieben.
Der Winter ist eine besondere Zeit für eine Pilgerreise. Der kalte Wind, der unerwartete Regen, manchmal sogar Schnee, das Hochwasser und vor allem die dicken schlammigen Wege. Die Jahreszeit steht für den Abschied, für das Sterben, um den Möglichkeiten des Neuen Platz zu machen.
Annemie und ich, Pastorin bzw. Psychologin im täglichen Leben, hatten beschlossen, diesen Spaziergang als Metapher für unser eigenes Leben zu sehen.
Eine Gelegenheit, uns von dem zu verabschieden, was wir nicht mehr waren. Eine Gelegenheit, überschüssigen Ballast loszuwerden: verstaubte, nutzlose Emotionen, wackelige Beziehungen zu anderen um uns herum und bedeutungslose, tief verwurzelte tägliche Muster. Was kann ohne Scham, Reue und schmerzhafte Operation verschwinden. Aber auch: Welche Teile unseres Lebens wollen wir in die Zukunft mitnehmen?
Es kam, wie es kam. Das Hochwasser zwang uns, andere Wege zu gehen, als wir geplant hatten. Wir liefen endlos mit unseren Wanderschuhen bis zu den Knöcheln im Schlamm durch die sumpfigen Wiesen. Manchmal sogar über gefrorene und damit rutschige Felder. Dann wieder eine angenehme Wintersonne als Überraschung, als wir aus dem Wald kamen. Es gab immer eine Tasse guten Kaffee, wenn die Kälte uns zwang und unser Mut fast sank.
Wir sprachen über unsere Kinder, unsere Beziehungen, unsere Arbeit und all die anderen Dinge, die einen Menschen in seinem Kopf beschäftigen können. Viel Gelächter, viel Reden, gelegentliches Schweigen, Mut zur Ehrlichkeit, manchmal Murren. Unsere Gespräche wurden nicht durch Telefone, Uhren, Tagesrhythmen unterbrochen. Dadurch konnten Gespräche flattern, nach oben und nach unten gehen. Es gibt kein Jammern, wenn man viel Zeit hat. Ihr müsst nicht analysieren, ihr müsst keinen Sinn ergeben. Und vor allem: Nicht zu viel nachdenken, sondern das Jetzt genießen.
Im Laufe der Route wurden wir immer authentischer. Denn was wird von dir übrig bleiben, wenn du immer wieder Schichten deines Egos abschältst. Wenn dir immer mehr bewusst wird, dass deine Ängste, deine Sorgen dein größter Feind im Leben sind. In aller Tiefe zu erkennen, dass es darum geht, ohne Angst vor morgen, gestern und heute zu leben. Unbemerkt wurden wir im Laufe der Tage immer ruhiger, nicht weil wir es mussten. Gut zu sein ist nicht unser Ding, sondern weil es so gut war.
Der letzte Wandertag am Dienstag, den 1. März, war, wie vom KNMI vorhergesagt, ein schrecklich windiger, kalter Tag mit Schnee und Sturm. Gemeinsam wanderten wir entlang des Waaldijk von Afferden nach Nijmegen. Kälte durch und durch, aber wir liefen weiter, wussten nicht, wie wir aufgeben sollten. Die Freude der Freundschaft, die Kraft der Worte, das Vergnügen, sich die Zeit zu nehmen, einander zuzuhören, die schöne Ruhe und Stille der Natur. Es hätte uns gut getan!
Report Walk Walk of Wisdom
Nijmegen, 22. März 2016
Annemie Herinx ist Pfarrerin in der Pfarrei Effata in Nijmegen-Ost. Sie befindet sich derzeit auf Retreat und ist deshalb das WOW gewandert.
Mirjam Mooijman ist Arbeitspsychologin und sucht nach neuen Wegen, um ihre Arbeit zu vertiefen.