Stevenspedel
Stevenspedel bei den Laudes des Pilgers

Letzten Monat bin ich als „Stevenspedel“ eingesprungen, derjenige, der unsere Abschiedszeremonie bei Sonnenaufgang in der Stevenskerk leitet. Am ersten Samstag des Monats, kurz nach Sonnenaufgang, ging ich in einem brokatblauen Mantel und mit schickem Spazierstock und moderner Melone vor eine stille Prozession durch die Stevenskirche in Nimwegen (1273). Der Verein führte zu einer Sonderausgabe unseres Stundenbuches Jahreszeiten, aus dem ein eigens eingeladener „diensthabender Vorleser“ einen Text vorlas.

Stevenspedel bei den Laudes des Pilgers
Theo van Stiphout, der erste Stevenspedel der Zeremonie

Es hat Spaß gemacht, die Zeremonie einmal zu beaufsichtigen, aber auch etwas seltsam. Normalerweise trage ich keine Melone oder einen brokatblauen Umhang, schon gar nicht in Gegenwart anderer. Der Mantel bei der Zeremonie bezieht sich auf die Kleidung wohlhabender Herzöge aus dem Mittelalter. Die Zeit, in der drei Brüder aus Nimwegen – die Brüder von Limburg – das heute berühmte Stundenbuch illustrierten, von dem unser eigenes Stundenbuch inspiriert ist.

Nach drei Vierteln des Weges durch die Stevenskerk hielt ich an der Sonderausgabe von Seasons an, um sie vorsichtig aus der Schalung zu heben. Von der Publikation existiert nur ein Exemplar. Es enthält alle Originalkunstwerke, die in der beliebten Ausgabe als Reproduktionen zu sehen sind. Entsprechend ist der Preisunterschied: Die beliebte Edition kostet 19,95 € und die Sonderedition 15.000 €,-. Den Erlös teilen wir unter den Stiftungen Stevenskerk und Walk of Wisdom.

So ein besonderes Buch holt man nicht einfach aus dem Regal. Daher diese monatliche Reflexionszeremonie drumherum. Das Buch steht neben der großen Statue unseres Symbolpilgers. Nur einmal im Monat blättern wir eine Seite um – bei den Laudes des Pilgers. Welche Seite das ist, bestimmt der „diensthabende Leser“. Diesmal war es Manja Bente, Mitentwicklerin des Walk of Wisdom. Sie wählte eine Reflexion von Leyla Cakir, der ersten weiblichen Präsidentin einer Moschee in den Niederlanden.

Küssen

Diesmal waren wir früh da: Es war die Pilgerfeier im Juni und die Sonne geht früh auf (05.34 Uhr). Aber wie zu anderen Zeiten war ich überrascht, wie hell es ist, wenn man bei Sonnenaufgang nach draußen geht. Es ist ein schönes und weiches Licht. Die Atmosphäre in der menschenleeren, alten Kirche fühlte sich an wie das Reich von Dornröschen, wo alles und jeder darauf wartet, wachgeküsst zu werden.

Pilger lobt den Weg der Weisheit

Wir waren dieser Kuß an diesem Morgen: unsere Schritte hallten durch den hohen Raum; Ich tippe mit meinem Stock auf den Boden, Manja erhebt ihre Stimme, um zu sprechen. Nach der Kontemplation blieben wir vor den großen Fenstern der Kirche stehen, um das aufgehende Sonnenlicht zu beobachten.

Draußen angekommen, bekam ich den Geist und bot an, die Pilger in vollem Ornat als Stevenspedel über die ersten 700 Meter der Wanderung zu begleiten. Die Straßen waren menschenleer, bis auf gelegentliche Nachtschwärmer und ein paar Marktverkäufer, die weiter unten ihre Stände aufbauten. Eine Gruppe Spatzen rollte zwitschernd durch die Luft und stürzte in den üppigen Efeu einer Mauer. Am Valkhofpark winkten Manja und ich den Pilgern zum Abschied zu.

Auf dem Rückweg zur Kirche kamen wir an einem Stand vorbei. Einer der Händler blickte überrascht und glücklich auf: „Ivanhoe…!„, er winkte mir hinterher.

Nächste Pilgerlaude: Tagesordnung
Mehr über Jahreszeiten des Lebens: ein zeitgenössisches Stunden- und Pilgerbuch: link.

Stevenspedel Jeroen van Zuylen von René van Nieuwkuijk