Impressionen aus dem Kloster Velp (Nbr)

„Im Speisesaal sitzen Pilgergruppen an verschiedenen Tischen. Ein Paar, das etwas später eintrifft, ist gezwungen, sich der größten Gruppe anzuschließen. Sie begrüßen sich mit einem Nicken und setzen sich einander am anderen Ende des Tisches gegenüber. Der Mann ist etwas älter, um die 55 und seine Begleiterin Anfang 30. Sie werden verstohlen beäugt und vielleicht werden innere Fragen gestellt: Vater von, 2. Ehe?

Sie fallen nicht nur durch den Altersunterschied auf, sondern auch durch ihre Stille. Sie versuchen, die Neuankömmlinge in das Gespräch einzubeziehen und stellen die üblichen Fragen: Woher kommst du, wie viele Kilometer bist du heute gelaufen und wie viele morge… Die junge Frau beantwortet jede Frage kurz und freundlich und fährt dann mit dem Essen fort. Sie stellt keine Fragen. Der Mann reagiert auf nichts und löffelt unerschütterlich seine Suppe hinunter.

Es scheint, als ob sich die anderen damit etwas unwohl fühlen, als würden hier unausgesprochene Protokolle ignoriert. „Vater und Tochter sind zusammen unterwegs?“, versucht es die Frau neben ihm noch einmal. Die junge Frau scheint nun eine Antwort zu erwarten und schaut ihn an. Er zwinkert ihr zu, weiß nichts davon und isst zufrieden weiter. Beim Dessert geben sie auf, es ist nicht leicht, mit diesem Mann zu plaudern.

›Halleluja‹, könnte er denken.«

Vom Weg der Weisheit Pilger Arno van Haren aus dem Emmauskloster in Velp (Nbr.)
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