Die Geschichte der Abschiedszeremonie (2): „Man verpasst mehr, als man erlebt“

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Miniatur der Künstlerin Judith Krebbekx

Während der Abschiedszeremonie/Pilgerlob des Weges der Weisheit am 5. September in der Stevenskerk in Nimwegen las Volontär Ivan Beemster einen Text. Diesmal vom Dichter Jaap Robben.

Der Text für jede Abschiedszeremonie stammt aus dem Buch „Seasons of Life: a contemporary book of hours and pilgrims“. Nachfolgend finden Sie den Text. Iwan sprach es auch aus.

Du verpasst mehr, als du erlebst

Dies ist eine halbe Aussage von Martin Bril. Ich glaube, es ist ein Gedicht. Es ist ein erhellendes Gedicht. Eigentlich gibt es danach noch drei weitere Wörter, die mich aber nie so sehr interessiert haben. Man verpasst mehr als man erlebt, das berührte genau das, was ich fühlte. Und deshalb habe ich mir diesen Satz regelmäßig wiederholt. Zum Beispiel an den Freitagabenden, als ich gerade studiert habe und mit dem Bus zu meinen Eltern gefahren bin und an einem Café mit beschlagenen Scheiben vorbeigefahren bin. ›Da hätte ich sein sollen‹, dachte ich. Es gibt alle außer mir. Ich hatte das Gleiche mit Mädchen. Seit ich ein Kleinkind war, bin ich chronisch verliebt, am liebsten in alle Mädchen der Welt.

Bei Großstädten habe ich dieses Gefühl immer noch. Es fällt mir schwer, mich auf dem Stadtplan von Stockholm oder Berlin zu entscheiden. Im Grunde alles. Jede Kirche, jedes Museum und jede Galerie. Und das alles gleichzeitig, denn jederzeit kann irgendwo etwas passieren. Wie ein Mantra murmele ich: Du verpasst mehr, als du erlebst.

Die anderen drei Worte von Martin Brils Aussage haben mich lange Zeit nicht interessiert. Bis ich plötzlich auf diese Worte stieß, gemalt an einer Wand im Stadtzentrum von Den Bosch.

Du verpasst mehr, als du erlebst.

Gar nicht schlecht.

Seitdem wiederhole ich nur noch die letzten drei Worte, wenn ich ein wunderschönes Mädchen sehe, das gebückt auf einem Rennrad durch die Stadt fährt. Und ich kaufe keine Stadtpläne mehr, ich werde sehen, was ich finde.

Jaap Robben
Stadtdichter von Nimwegen 2009-2010

Miniatur: Künstlerin Judith Krebbekx

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