Die Geschichte der Abschiedszeremonie (14): „Im Rhythmus der Jahreszeiten“

,
Stundenbuch des Pilgers
Miniatur von Patricia van de Camp in Jahreszeiten des Lebens

An diesem Samstag findet unsere monatliche – frühe – Abschiedszeremonie statt: die Pilgerlauden. Kurz nach Sonnenaufgang machen wir einen Rundgang durch die verlassene Stevens-Kirche in Nimwegen. Ein Leser liest dann einen Text aus unserem ersten Pilgerbuch der Stunden, Jahreszeiten des Lebens.

Die Abfahrtszeremonie beginnt um 07.28 Uhr, Treffpunkt ist die Tür des Stevenskerkhof 62. Seien Sie pünktlich, denn die Tür schließt sich! Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung über diesen Link ist jedoch erforderlich.
Hören Sie hier den Text aus dem Stundenbuch des Pilgers, der bei den vorangegangenen Pilgerlauden verlesen wurde. Ein Text von Doeka: „Mit der Geschwindigkeit der Jahreszeiten“.

Im Rhythmus der Jahreszeiten

Es ist früh am Morgen. Ich setze mich hin, um zu meditieren. Mein Verstand rast wie eine Autobahn. Gedanken gehen mir durch den Kopf und ich beobachte, wie sie Geräusche machen.

Nach einer halben Stunde gehe ich nach draußen. Es ist dunkel, aber als ich aufschaue, sehe ich eine klare Nacht. Baumwipfel tappen regungslos in der Dunkelheit nach oben. Ich schaue auf den fast vollen Mond
für die plötzlich eine Herde Wolken vorüberzieht, langsam, in altem Tempo. Sie hängen in der Luft und gleiten langsam unter dem Mond hindurch, der durch die Risse scheint und sie einen nach dem anderen in einem Farbkreis beleuchtet.

Ich gehe weiter, die Straße entlang, weg von den schweren Schatten der Stadt, um nach oben zu schauen. Ich spüre meine Zehen im Boden, während mein Kopf nach hinten fällt und ich atme die Freiheit des Raumes über mir ein. Meine Augen funkeln im schimmernden Licht des Mondes, der durch die Wolken in die Nacht blickt. Der Mond und ich: stumme Zeugen dieser Stunde. Unten weht kein Wind, aber oben bewegt sich die Luft mit der irreversiblen Geschwindigkeit, mit der einst eine Herde primitiver Tiere ausstarb.

Die Luft entleert sich. Der Mond bleibt. Ein Radfahrer fährt mit knisternden Reifen über den Asphalt.

DOEKA

Pseudonym von Damiaan Messing