Danke Erde, dass du so geduldig mit uns bist! (Brief von Manja an unsere Erde)

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Der Walk of Wisdom nimmt an Nijmegens Grüne Hauptstadt Europas 2018 teil. Seit einigen Monaten kann jeder in der Valkhof-Kapelle in Nimwegen einen Wunsch für einen grünen Lebensstil auf ein Gemüsegarten-Etikett schreiben und in eine Schale mit Erde „pflanzen“. Die Mitinitiatorin des Walk of Wisdom Manja Bente schrieb einen Liebesbrief an die Erde mit der Absicht, ihren Plastikkonsum zu reduzieren.

Vom 5. bis 9. August wird Manja eine fünftägige Wanderwoche auf dem Weg der Weisheit (See) leiten.

Liebe Erde,

Als Kind habe ich im Polder in Zeeuws Vlaanderen gelebt und draußen zu sein war ein Teil meines Lebens. Ich lebte mit dem Rhythmus der Jahreszeiten. Im Frühjahr wurden die Bohnen, Zwiebeln, Zuckerrüben und Kartoffeln gepflanzt. Im Sommer waren eure Felder voller Getreide, und im Herbst war alles abgeerntet. Im Winter waren eure Felder braun und düster. Es war schön, sich der Nahrungskette bewusst zu sein und wie schön es ist, dass das Essen von einem selbst gegeben wird.

Dort wird der erste bewusste Kontakt mit dir hergestellt. Ich liebte es, alleine mit dem Fahrrad herumzufahren und im Polder unterwegs zu sein. Wir genossen die Hühner, die Tauben und die Bienen, die wir hatten.

Trotzdem war ich als Kind besorgt über das Gift, das versprüht wurde, wenn ich daran vorbeiradelte und die Dämpfe einatmete. Ich bin oft mit meinen Eltern und meiner Schwester mit dem Auto von Zeeuws-Vlaanderen über Antwerpen in die Niederlande gefahren. Wir kamen an kilometerlangen Fabriken in Antwerpen vorbei, und ich war sehr besorgt darüber, wie wir Sie beschmutzen würden.

Ich konnte auch die Jagd auf Hasen und Fasane von meinem Haus aus beobachten. Sie gingen mit zwanzig Männern in einer Reihe. Es ertönte ein Pfiff und dann sah man die Hasen oder Fasane davonhuschen. Leider hatten diese Tiere bei der Drückjagd keine faire Chance.

Diese Bilder sind mir immer im Gedächtnis geblieben und haben meine Gedanken darüber beeinflusst, wie ich mit Ihnen interagieren möchte. Ich weiß, dass ihr beide gebt und nehmt, aber wenn ich mich hier umschaue, haben wir in den letzten Jahren viel mehr genommen, als wir euch zurückgeben.

Ich persönlich verbringe gerne lange Zeit unter der Dusche. Jeden Tag fahre ich nach Utrecht. Ich kaufe gerne Kleidung, fliege ein- bis zweimal im Jahr zu meiner Tochter. Ja, ich kompensiere direkt in meinem Kopf: Ich habe kein Auto, ich esse kein Fleisch und ich kaufe Bio. Ich trenne meinen Müll und kaufe meine Kleidung fast immer aus zweiter Hand. Trotzdem frage ich mich: Was kann ich tun, um vorsichtiger mit dir umzugehen?

Ich habe mir vorgenommen, meinen Plastikverbrauch zu reduzieren. Ich gehe auf den Markt und kaufe mit Baumwollsäckchen ein, kaufe Brot vom Bäcker in einem Stoffbeutel. Ich experimentiere mit einer veganen Lebensweise. Vielleicht kann ich so all die Schönheit, die wir von Ihnen kostenlos bekommen, noch mehr genießen.
Ich hoffe, dass wir uns gegenseitig zu mehr Respekt vor dem Leben inspirieren können. Danke Erde, dass du so geduldig mit uns bist!

Weihnachtslied

Fotos: Jan Alers (auf der Route des Weges der Weisheit)