Ausführlicher Bericht Freundesabend und – Auktion

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Der Walk of Wisdom hat einen Freundesabend organisiert, bei dem es um die Frage geht, wie man auf einem bestehenden Wanderweg eine neue Pilgertradition entwickeln kann. Rund 60 Teilnehmer erhielten Gelegenheit, konstruktive Kritik an einem Vortrag des Pilgerpioniers Damiaan Messing unter der Leitung des erfahrenen Vorsitzenden Richard Engelfriet zu üben. Tim Haarlemmer leitete nach der Pause eine Auktion, um Einnahmen zu generieren. Nachfolgend finden Sie einen Bericht.

Erlös aus der Auktion

Der Erlös der Auktion betrug 1225 Euro, auch dank einer persönlichen philosophischen Karte von Bürgermeister Hubert Bruls, die für das 41-fache des Nennwerts von 1 Euro versteigert wurde. Auch eine Filzkopie des Icons der Route – Pilger – von Huub und Adelheid Kortekaas schnitt außergewöhnlich gut ab: 105 €,-. Beide Vorsitzenden nahmen unentgeltlich teil, und die Stevenskerk Nijmegen stellte ihr Gebäude und ihre Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung.

Präsentation: ein nicht-religiöser Parcours in einer monumentalen Kirche

nijmegen-stevenskerk-exterieur.jpgDer Abend begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Heleen Wijgers, Direktorin der Stevenskerk. Die Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und gilt als eines der markantesten Denkmäler der Stadt.  Ab dem 31. Juli 2015 wird das Gebäude für mindestens einen Monat offizieller Start- und Endpunkt des Weges der Weisheit sein.

Heleen Wijgers drückte im Namen des Kirchenvorstandes ihre Bereitschaft aus, beim Wachstum einer neuen Pilgertradition zu helfen. Die Stevenskerk ist damit beschäftigt, sich zu einem allgemeinen „inspirierenden Treffpunkt“ für Kultur und Spiritualität neu zu erfinden, und ein Pilgerweg, der nicht an eine Religion gebunden ist, passt möglicherweise gut dazu.

Der Unterschied zwischen einer Wanderung und einer Pilgerreise 

Schatten-PilgerDamiens Vortrag drehte sich um die Frage, was der Unterschied zwischen einer Wanderung und einer Pilgerreise ist.  Damiaan erklärte, dass der Unterschied in der Intensität und Absicht liegt, mit der die Menschen laufen. Pilgerreisen finden oft in Schlüsselmomenten im Leben eines Menschen statt (nach Studium, Krankheit, Pensionierung, Trauer, Burnout usw.) und viele Pilger gehen auf einem wichtigen Thema oder wollen aus vertrauten Rollen und Mustern heraustreten, um sich an ihrer Zukunft zu orientieren. Auch die Verbindung mit anderen Läufern (Pilgern) kann als Unterschied gewertet werden.

Als wichtigste Zutaten bzw. Bedingungen für einen Pilgerweg nannte er die körperliche Anstrengung, tage- und wochenlang bei jedem Wetter unter oft primitiven Bedingungen unterwegs zu sein, die Natur, die zufälligen Begegnungen mit anderen Pilgern entlang des Weges und in den Pilgerherbergen und schließlich die Symbole und Bräuche eines Pilgerweges, die die Reise von der „normalen“ Konsum- und Medienlandschaft eines Touristen abheben. 

Von anderen Pilgerreisen lernen

Die anschließende Frage war, was der Weg der Weisheit von anderen Pilgerwegen lernen kann. Damien sprach über den Jakobsweg nach Santiago de Compostela und den Henro auf der Insel Shikoku in Japan. Seiner Meinung nach besteht die Herausforderung darin, von der Kreativität dieser Routen zu lernen, ohne eine Kopie davon zu werden. Einen nach dem anderen ging er auf die oben genannten Bedingungen für einen Pilgerweg ein.

Die erste war die Anstrengung, tagelang unterwegs zu sein. Die Pionierroute des Weges der Weisheit ist der Streekpad Nijmegen, der mit seinen 117 Kilometern in keinem Verhältnis zu den 1.200 Kilometern des japanischen Henro oder den 800 Kilometern des meistbegangenen Jakobsweges steht. Alles in allem dauert es jedoch mindestens 4 oder 5 Tage und die Route wird bald auf den Rest der Niederlande und Europas ausgeweitet. Als erster Teil reicht der Regionale Weg für einen Pilgerweg, als eine Art „Mini-Pilgerfahrt“.

Die Natur meint es gut auf dem Streekpad Nijmegen, die vielfältig und oft wunderschön ist: die Auen entlang der Waal mit freilaufenden Pferden und Rindern, das teils geheimnisvolle Sumpfgebiet der Haterse Vennen, das malerische Mookerhei, die weiten Wälder des Reichswaldes oder die fast schon unholländisch schönen Hügel und Täler des Duivelsbergs.

Nun geht es darum, sinnvolle Stopps und Pilgermöglichkeiten entlang der Route zu finden. Diese Suche hat begonnen und es gibt bereits interessante Orte und Pilgerherbergen wie Oortjeshekken im Ooijpolder, das Bed and Breakfast Am Klinkenberg am Reichswald oder das Kloster Bij de Kapucijnen in Velp (Grab). Von all diesen Orten wurde etwas versteigert.

Regionaler Weg Nijmegen in den NiederlandenUm die letzte Bedingung für ein Pilgererlebnis zu erfüllen – bedeutungsvolle Symbole und Bräuche – braucht die Route laut Damien Symbole und Bräuche, die mit der Geschichte und den Werten des Weges der Weisheit übereinstimmen. Die verbindende Geschichte ist die Idee, dass, egal wie unterschiedlich die Menschen sind, sie alle Teil derselben Erde und desselben Lebens sind. Daraus leiten sich die Werte der Route ab: Raum für persönliche Bedeutung (Authentizität), Respekt vor der Wahrheit anderer (Vielfalt) und die Absicht, etwas Gutes für die Welt beizutragen (Nachhaltigkeit). Wie drückt man diese Werte und diese Geschichte aus, ohne dass es zu einem Zirkus wird?

Symbole und Bräuche: Lass sie wachsen 

Damien betonte, dass ein Pilgerweg nicht vom Schreibtisch aus entwickelt werden kann. Der Weg muss reifen und aus der Praxis wachsen. Es können jedoch ein paar erste Schritte unternommen werden, und das ist das Grundpaket, das jeder Pilger des Weges der Weisheit zu Beginn der Reise erhält.

  • Die
    Ikone Pilgrim
    von Huub und Adelheid Kortekaas wird eines der Hauptsymbole der Route sein. Die Ikone wird zu einer Art „Schutzpatron“ des Weges und drückt laut den Künstlern aus, dass der Mensch ein Stück Natur ist, jedes mit seiner eigenen Wachstumskraft, er ist „Sämling von Mutter Erde“ – eine poetische Darstellung der Kernphilosophie des Weges der Weisheit.
  • Marjoke SchultenDas zeitgenössische Stunden- und Pilgerbuch
    „Jahreszeiten des Lebens
    “ wurde zum Pass der Pilger. Dieses handliche Buch im A5-Format enthält Seiten bekannter und inspirierender Niederländer, die jeweils auf ihre eigene Weise etwas von ihrer Lebensphilosophie ausdrücken und die Werte des Weges der Weisheit unterstützen. Das Buch zeigt, dass Menschen mit unterschiedlichen Ansichten über das Leben ähnliche Werte haben können, und Pilger werden am Ende ihres Weges eingeladen, eine eigene Seite für zukünftige Ausgaben des Buches oder als Material für ein Walk of Wisdom-Magazin einzureichen.
  • Die Pilgerspitze oder Halskette ist ein Lederschnürsenkel, an dem Pilger Knöpfe, Anstecknadeln oder Wimpel anbringen, die sie an Stationen entlang des Weges erhalten. Auf diese Weise verbindet die Route bestehende kulturelle, historische und spirituelle Orte, von denen jeder etwas von seiner Vision der Welt ausdrücken kann. Und es entsteht ein bedeutungsvolles Souvenir für den Pilger. Das Symbol Pilger wird die erste Anstecknadel sein, die Pilger mit der Pilgerkette erhalten.
  • Als letzte Verwendung möchte der Walk of Wisdom eine Kultur etablieren, in der Internet und Telefon so weit wie möglich ausgeschaltet werden. Dies wird nicht erzwungen, aber indem wir es als Brauch propagieren, hoffen wir, dass die Pilger die 4 bis 6 Tage, die sie so viel wie möglich wandern, als einen besonderen Ort sehen, der sich von ihrem normalen Leben unterscheidet. Eine Art Fasten des 21. Jahrhunderts.

 Kritische Fragen als Ergebnis des Vortrags

Einige der Fragen:

  1. Warum hat die Route keinen Zweck? Du läufst herum.
    Antwort: Wir halten das für angemessen. Es gibt nicht die eine Wahrheit im Herzen des Weges der Weisheit und man begegnet sich während der Pilgerreise immer wieder auf sich selbst. Als Antwort auf diese Frage: Die Pilger können im Voraus gefragt werden, was der Zweck ihrer Reise ist, mit welcher persönlichen Absicht sie unterwegs sind?
  2. Wie stellen Sie das Miteinander sicher?
    Zu den Vorschlägen gehörten ein Buch, in das die Pilger an mehreren Etappenorten schreiben können, oder das Hinterlassen eines Steins oder Geschenks für andere Pilger. Mehrere Teilnehmer boten an, die Strecke zu testen, zum Beispiel in derselben Woche.
  3. Bitte hinterlassen Sie die Route deutlich ausgeschildert.
  4. Sorgen Sie für gute Wallfahrtsmöglichkeiten wie z.B. Gasthäuser!
  5. Ein Kommentar kritisierte die globale Ambition der Route: Es klingt fast wie eine Religion.
    Antwort: Wir wollen nicht alles von den Niederlanden aus regieren, sondern hoffen, dass sich inspirierte Menschen in anderen Ländern von dem Konzept angezogen fühlen, damit sie es in ihrer eigenen Region mit Ortskenntnis und ihrer eigenen Farbe in guter Absprache anwenden können. Und Vielfalt ist einer unserer Grundwerte: Wir wollen niemandem etwas aufzwingen.

Hier die Online-Präsentation in Prezi