„An einem ruhigen frühen Morgen in sanftem Sonnenlicht“ – Thomas Verbogt

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Pelgrimslauden Walk of Wisdom

Bericht über die Pilgerlobeshymnen vom Samstag, den 2. Februar von Damiaan Messing

In diesem Monat war ich „Vorleser des Dienstes“ bei unseren Wallfahrts-Laudes: ein Moment der Besinnung bei Sonnenaufgang an jedem ersten Samstag im Monat. Dann machen wir einen stillen Rundgang durch die verlassene Stevens-Kirche in Nimwegen und versammeln uns um eine einzigartige Ausgabe von Seasons of Life: ein zeitgenössisches Stunden- und Pilgerbuch. Als diensthabender Leser habe ich mich für den Beitrag von Thomas Verbogt entschieden: „Großzügigkeit“ (siehe unten).

Es war bereits die achte Pilgerlaudes, die wir organisieren, um dem Weg der Weisheit mehr rituelle Tiefe zu verleihen. Die Laudes des Pilgers sind eine moderne Variante der Gebete, die täglich in christlichen Klöstern gehalten werden. Die „Laudes“ sind das Morgengebet, das idealerweise bei Sonnenaufgang gebetet wird (mehr). In unserer modernen Version haben wir das Gebet durch Stille, einen langsamen Gang durch die alte Kirche (1273) und das Lesen einer Geschichte über die Weisheit des Lebens ersetzt.

Wie schon früher waren wir auch heute mit einer kleinen Gruppe unterwegs: vier Freiwillige, zwei Interessierte und zwei Pilger, die danach ihre Pilgerreise angetreten haben. Wiederkehrendes Ritual: Beim anschließenden Kaffee stellt einer von uns die kritische Frage, ob so viel Aufwand für so wenige Menschen angemessen ist. Es ist eine Menge Vorkehrungen und wir müssen dafür früh aufstehen – die Tage werden länger und früher. Aber die meisten von ihnen sind bereit, es zu tun. Ich auch.

In den letzten Monaten habe ich das sanfte Sonnenlicht lieben gelernt, das bereits eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang durch den Himmel sickert. Als ich mit dem Fahrrad zur Stevenskerk fahre, verschwindet langsam die Dunkelheit vom Himmel und der frühe Morgen erstickt jedes Geräusch zu einem Flüstern. Ich bin noch nicht ganz wach und meine Distanz zur Welt ist kaum größer als zu den Träumen, aus denen ich gerade gekommen bin. Das Leben beginnt wieder von vorne und diesmal mit Kontemplation.

Ich liebe die stille Verbindung, wenn wir langsam nacheinander durch den hohen Raum der Kirche schreiten. Ich sehe die Namen auf den Holztafeln an der Wand: eine Genealogie von Predigern, die Jahrhunderte zurückreichen. Das fein restaurierte, wundersame Fresko einer gekreuzigten Frau mit Bart. Das gusseiserne Tor, die mittelalterlichen Steinsäulen. Wir bewegen uns hier in der Linie der Geschichte und sind ein Teil von ihr, nicht nur Zeugen.

Die Stille und das Zuhören, das Rezitieren und das Echo: Der Raum ist für diese Reflexion gedacht und so nehmen wir die Kirche wieder in Gebrauch. So wie früher, nur ein bisschen anders. So geht und lebt Kulturgeschichte. Auch wenn ich alleine bin: Hier will ich sein.

Damien Brass.

Großzügigkeit
von Thomas Verbogt

1997 schrieb ich den Roman „Die Sommerfalle“, in dem der Stiefvater meines Protagonisten sagt, dass sich alles im Leben um Interesse, Fürsorge und Aufmerksamkeit dreht. Dass ich das geschrieben habe, ist mir passiert, wie das meiste, was ich schreibe, und was mir passiert ist, waren meine Eltern, meine Erziehung, das Leben, in das sie mich geführt haben, ihr Leben, das sie weitergegeben haben. In dieser Erziehung und später in unseren Gesprächen ging es oft um Großzügigkeit. Das musste selbstverständlich sein. Und Großzügigkeit ist Teil des Interesses, der Fürsorge und der Aufmerksamkeit.

Manchmal fragt mich jemand, worum es in meinen Büchern oder Theaterstücken geht. Dann muss ich meistens nach einer Antwort suchen, denn das werde ich im Laufe des Schreibens herausfinden und damit bin ich noch lange nicht fertig. Das Wandern in und um Nimwegen ist meine Kindheit. Die Stadt ist anders als heute. Hin und wieder findet man an einem ruhigen frühen Morgen im sanften Sonnenlicht etwas von dieser Stadt, vor allem, wenn man alleine ist. Ich suche immer noch gerne nach diesen Umständen und dann weiß ich auch, warum ich manchmal, nein, oft Heimweh nach Nimwegen habe. Nimwegen ist das Haus der Vergangenheit, ich treffe meine Eltern wieder. Sie sind so jung, wie ich es von einem alten Foto aus den frühen fünfziger Jahren kenne, sie gehen in die neue Zeit, meine Mutter hat einen Blumenstrauß in den Händen, mein Vater ein Radio unter dem Arm. Sie fragen mich, was ich all die Jahre gemacht habe.

„Schriftlich“, antworte ich.
»Worüber?«
„Großzügigkeit, natürlich.“
Jetzt, wo ich sehe, wie sie in die neue Ära gehen, durch Nimwegen, durch eine Herbststadt voller Kammermusik, weiß ich sofort die Antwort.

Thomas Verbogt

Aus Seasons of Life: A Contemporary Book of Hours and Pilgrims (mehr).

Nächste Pilger-Laudes

Die nächsten Pilgerlauden finden am Samstag, 2. März, um 7.31 Uhr in der Stevenskirche in Nimwegen statt. Dauer: zehn Minuten. Kosten: keine. Seien Sie pünktlich: Die Tür schließt sich! See.

Stevenspedel bei den Laudes des Pilgers
Stevenspedel bei den Laudes des Pilgers