Alles wird schöner, wenn man anders aussieht – von Marit Polman (e.a.)

Im November haben wir den Foto- und Schreibworkshop „Details des Lebens“ organisiert. Die Teilnehmer gingen langsam und schweigend einen Teil unserer Route. Die Aufgabe bestand darin, ein Foto von einem Detail auf dem Weg zu machen, das sie beeindruckt, berührt oder inspiriert hat. Diejenigen, die wollten, schrieben dieses Erlebnis mit diesem „Detail“ nach dem Lauf auf. Nachfolgend ein Bericht von Mitinitiatorin Marit Polman – mit Vorher-Nachher-Beiträgen von Teilnehmern.

Majieke: Detail des Lebens (1)

Alles wird schöner, wenn man anders aussieht

Am Samstag, den 2. November, liefen Damien und ich die ersten 750 Meter des Walk of Wisdom mit 12 begeisterten „Detailwundern“ während des Workshops „Details des Lebens“. Ich war gespannt, welches Detail mir ins Auge fallen würde und was die anderen „Wonderers“ auf der Route sehen würden.

Am Anfang war mein Auge noch etwas gezwungen. Ein abgenutztes Fahrradlicht, das an einem Lenker baumelte, machte auf mich einen düsteren Eindruck. Als ich weitere Schritte machte, verlangsamte sich mein Schritt und der der anderen Staunenden. Mein Blick begann, mehr Details auf natürliche Weise wahrzunehmen. Ein neuer Trieb ragte aus einem beschnittenen Ast heraus. Auf diese Weise erweckt jeder Schnitt zu neuem Leben. Die Stille und Langsamkeit gab mir Raum, um meine Gedanken kommen zu lassen, darüber nachzudenken und loszulassen.

Ich war überrascht von den vielen Details, die sichtbar wurden, während sie die ganze Zeit da waren. Ein Überbleibsel einer Regenbogenflagge hing mit verlorenem Stolz an einem Laternenpfahl. Eine Reflexion in einer Autotür krümmte die geraden Linien des Brunnens. Eine Mischung aus Details in Natur und Stadt tauchte auf überraschende Weise aus dem scheinbaren Nirgendwo auf. Mit anderen Augen nahm ich die mir so vertraute Umgebung von Nimwegen wahr.

Hinter ihren Fenstern drückten die Anwohner ihre Unruhe auf schwarz-weißen Plakaten aus. Die Farbe der gefallenen Herbstblätter verlieh meinem Weg Schönheit. In den Büschen des Valkhof-Parks standen Plastikbecher, die von einem Sommer voller Spaß erzählten. Im Infocenter WW2 sah ich das „Jetzt“ in der Reflexion der Vergangenheit.

Ich ließ mich berühren von allem, was meinen Weg umgab. Details gaben Gedanken und Gedanken gaben Worte. Die Worte lösten sich. Zurück in der St. Stevens Church floss die erlebte Verbundenheit mit den Details mit den gesprochenen Worten zusammen.

Die Stille der Tour, die Langsamkeit und die Details ließen mich durch ihre Einfachheit reicher fühlen. In wenigen Worten drückte ich meine Verbindung zu meinen Details aus. Ich teilte sie mit den anderen Teilnehmern. Das führte zu schönen Gesprächen und ich genoss einen heißen Cappuccino mit leckerem Apfelkuchen. Welches Detail auch immer auffiel, alles wird schöner, wenn man anders aussieht.

Ich schwebe
Gedankenlos
Unbegrenzter Speicherplatz
Unsichtbar verbunden

Flügellos und doch federleicht

Marit Polman

Hauptfach: Detail des Lebens (2)

Loslassen: Raum für Neues

Ein Bild kann mehr sagen als viele Worte. Als ich von dem Foto-/Schreibworkshop hörte, der vom Walk of Wisdom organisiert wurde und am Tag vor der letzten Etappe der Reihe der Schweigespaziergänge geplant war, war mir sofort klar. Die Teilnahme war bedeutungsvoll, da ich darüber nachdachte, was mir die Teilnahme an den Schweigespaziergängen gebracht hatte.

Die Absicht, die ich bei der Abschiedszeremonie in der Valkhof-Kapelle geäußert hatte, war einfach: alles loszulassen, was mir nicht mehr diente. Die Umsetzung gestaltete sich deutlich schwieriger. Diese Absicht kam in jeder Phase zur Sprache. Im Vorfeld des letzten Spaziergangs machte ich mir Notizen über den Stand der Dinge: wo ich stand, was wollte ich noch loslassen und was brauchte ich dafür.

Wieder ging ich schweigend von der Stevenskerk zur Valkhof-Kapelle mit dem Auftrag, Fotos von dem zu machen, was mir auffiel. Ein Baum erregte meine Aufmerksamkeit, die Stelle, an der ein Ast gelegen hatte. Ich wollte ein Foto nur von dem Baum, mit diesem Fleck, zoomte mit meinem nicht wirklich geeigneten Handy heran und drückte den Knopf. Eigentlich habe ich nicht wirklich verstanden, was an dieser Komposition so wertvoll ist.

Ich ging langsam weiter, im Uhrzeigersinn um die Valkhof-Kapelle herum und beschloss, mir an diesem Morgen meine Ernte anzusehen. Dann sah ich ihn: den Baum, amputiert durch den Verlust eines Astes, die herzförmige Wunde, die dadurch verheilt ist und das Wachstum eines neuen, noch kleinen Astes, mit grünen Blättern. Das Foto spiegelt das Ergebnis meines inneren Prozesses im vergangenen Jahr wider. Es ist unglaublich.

Witz Buringa

Chris Akerina: Details aus dem Leben (1)

Moos auf einem Sattel

Geburtsort Nimwegen
Geboren, aufgewachsen
Baby-, Kleinkind-, Kindergarten-Melodien,
Grundschule, Studium, erster Job
Und dann ging ich

Jetzt, viele Jahre später,
Erinnerungen
Wie Moos auf dem Sattel
Ihres Lebens

Meine Mutter ist gerade gestorben
Gerade in den Ruhestand gegangen
Viel Zeit für mich selbst
Was mache ich damit?

Carla Beks

Chris Akerina: Details aus dem Leben (2)

Was lernen wir daraus?

Reflexion der Vergangenheit in der Gegenwart
Was sagt das über die Zukunft aus?
Die zerstörte Stadt wurde wieder aufgebaut.
Die Narben bleiben.
Die Narbe war einst ein Leckmal – ein Leichenmal.
Leben und Tod.
Was geben wir an die nächste Generation weiter?
Welche Wahrheit spiegelt sich darin wider?
Was bleibt von dem, was einmal war?
Und was machen wir damit, was lernen wir daraus?
Hoffnung und Angst konkurrieren um den Vorrang.
Die Jugend kann nicht ohne Hoffnung auskommen.
Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Wim Ballemans

Hauptfach: Detail des Lebens (3)